Stuhlinkontinenz

Unkontrolliert Stuhl abzugeben ist ein Leiden, das in unserer Bevölkerung durchaus häufig vorkommt, jedoch oft verschwiegen wird. Unter Stuhlinkontinenz versteht man den unwillkürlichen Verlust von Stuhl, bei dem die betroffene Person den Stuhlgang nicht mehr kontrollieren kann. Dies kann sowohl flüssigen als auch festen Stuhl betreffen und kann in verschiedenen Ausprägungen auftreten.

Stuhlinkontinenz betrifft Menschen jeden Alters und Geschlechts, wobei ältere Menschen und Frauen häufiger betroffen sind. Diese Erkrankung beeinträchtigt den Alltag, die Psyche und die generelle Lebensqualität der betroffenen Personen oft sehr negativ. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, um die Beschwerden zu lindern und ein höheres Komfortlevel zu erreichen. Im weiteren Verlauf dieses Artikels werden wir uns mit den Ursachen, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten von Stuhlinkontinenz auseinandersetzen.

vgl. Netdoktor. (2021). https://www.netdoktor.at/symptome/stuhlinkontinenz/ (Abgerufen: 26.02.2025)

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Ursachen und Risikofaktoren

Schwäche des Schließmuskels

Der Schließmuskel ist ein Muskel, der den Enddarm umgibt und für die Kontrolle des Stuhlgangs verantwortlich ist. Eine Schwäche in dieser Muskelpartie führt sehr häufig zu einer Stuhlinkontinenz. Wenn der Schließmuskel nicht stark genug ist, kann es dazu kommen, dass Stuhl unwillkürlich aus dem Darm austritt. Eine tatsächliche Schädigung des Schließmuskels kann durch eine Verletzung während dem Geburtsprozess, durch eine Operationskomplikation oder durch eine Wunde im Zusammenhang mit einem Trauma entstehen.

Verstopfung oder Verengung des Enddarms

Eine weitere häufige Ursache für Stuhlinkontinenz ist eine Verstopfung oder eine Verengung des Enddarm-Bereichs. Verstopfungen können dazu führen, dass sich der Stuhl im Darm staut und dadurch der Druck auf den Schließmuskel erhöht wird. Wenn dieser Druck zu groß wird, kann es dazu kommen, dass der Muskel überfordert ist und Stuhl unkontrolliert aus dem Darm austreten kann. Eine Verengung des Enddarms kann beispielsweise durch eine Tumorerkrankung oder durch eine chronische Entzündung des Darms verursacht werden.

Hämorrhoiden

Bei Hämorrhoiden spricht man von geschwollenen Venen im Bereich des Anus, die oft durch eine erhöhte Belastung des Darms entstehen. Wenn Hämorrhoiden sehr groß werden oder wenn sie sich entzünden, kann es dazu kommen, dass sie den Schließmuskel beeinträchtigen und Betroffene dadurch die Kontrolle über den Stuhl verlieren.

Neurologische Erkrankungen

Bei Stuhlinkontinenz in Verbindung mit einer neurologischen Erkrankung sind die Nerven, die für die Kontrolle des Schließmuskels zuständig sind, geschädigt. Dadurch ist es für die betroffene Person schwer, den Stuhlgang zu kontrollieren. Zu den neurologischen Erkrankungen, die Stuhlinkontinenz verursachen können, gehören beispielsweise Parkinson, Multiple Sklerose oder das Erleiden eines Schlaganfalls.

Schwäche der Bauchmuskulatur

Die Bauchmuskulatur spielt eine wichtige Rolle bei der Kontrolle des Stuhlgangs. Wenn die Bauchmuskulatur geschwächt ist, kann es schwieriger sein, Stuhl zurückzuhalten. Eine Schwäche der Bauchmuskulatur kann durch einen Mangel an körperlicher Aktivität oder durch eine Schädigung im Bauchbereich verursacht werden.

Psychologische Faktoren

Psychologische Faktoren wie Stress, Angst oder Depressionen können die Darmfunktion beeinflussen und die Kontrolle über den Stuhlgang beeinträchtigen. Manche Betroffene halten den Stuhl bewusst zurück, um peinliche Situationen zu vermeiden, was langfristig den Schließmuskel schädigen und Stuhlinkontinenz verursachen kann.

Chronische Erkrankungen

Eine weitere mögliche Ursache für Stuhlinkontinenz ist eine Schädigung des Darms durch chronische Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Diese Erkrankungen können den Darm so stark schädigen, dass es zu einer Fehlfunktion des Schließmuskels kommt.

Alter

Stuhlinkontinenz tritt insgesamt bei älteren Menschen häufiger auf als bei jüngeren Generationen. Dies liegt daran, dass mit zunehmendem Alter die Muskel- und Nervenfunktionen im Körper nachlassen, was auch den Schließmuskel betreffen kann.

Symptome

Die Symptome der Stuhlinkontinenz variieren und können das unkontrollierte Ausscheiden von Stuhl, Gasen oder Schleim einschließen, oft begleitet von einem plötzlichen Drang, der das rechtzeitige Erreichen der Toilette verhindert. Zusätzliche Anzeichen sind verminderte Empfindlichkeit im Anusbereich, Verstopfung, Blähungen, sowie Schmerzen oder Druckgefühle. Bei Anzeichen wie Blut im Stuhl, unerklärlichem Gewichtsverlust oder plötzlichen starken Bauchschmerzen sollte sofort medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden, um eine Diagnose zu erhalten und mit einer Behandlung zu beginnen.

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Diagnose

Anamnese und körperliche Untersuchung

Ein Arzt oder eine Ärztin wird in der Regel eine ausführliche Anamnese durchführen, um Symptome, die medizinische Vorgeschichte, allgemeine Medikamenteneinnahme und familiäre Erkrankungen zu erfragen. Danach wird meist eine körperliche Untersuchung durchgeführt, die die Überprüfung des analen Schließmuskels und die Untersuchung des Enddarms mit einem Finger (digitale rektale Untersuchung) umfassen kann.

Stuhlproben

Um Infektionen oder Entzündungen im Darm ausschließen zu können, leiten Ärzte und Ärztinnen meist die Analyse einer Stuhlprobe in die Wege. Außerdem kann eine Stuhlprobe auf das Vorhandensein von Blut untersucht werden. Dies ist sinnvoll, da Blut im Stuhl auf eine zugrunde liegende Erkrankung wie Darmkrebs hinweisen kann. 

Anorektale Manometrie

Die anorektale Manometrie misst Druckverhältnisse im Analkanal und Schließmuskel. Eine dünne, flexible Sonde mit Sensoren wird eingeführt und langsam zurückgezogen, um Muskelreaktionen zu beobachten. Dieses Verfahren ermöglicht die Untersuchung der Schließmuskelfunktion und die Erkennung von Störungen im Darmnervensystem..

Defäkographie

Die Defäkographie ist ein radiologisches Verfahren, das die Bewegungen von Enddarm und After während des Stuhlgangs untersucht. Dabei wird Kontrastmittel in den Enddarm eingeführt und auf einem speziellen Stuhl mittels Röntgenstrahlen oder MRT die Bewegungen aufgezeichnet und analysiert. Diese Untersuchung hilft, Veränderungen wie Vorwölbungen oder Verengungen zu identifizieren, die Stuhlinkontinenz verursachen können.

Analelektromyografie (EMG)

Die analelektromyografie misst die elektrische Aktivität des analen Schließmuskels. Dabei wird eine dünne Nadel mit Sensor in die Muskeln des Analkanals eingeführt, die die elektrischen Impulse während Muskelbewegungen oder -Entspannungen misst und weiterleitet. Ein Aufnahmegerät zeichnet diese Signale auf und zeigt sie an. Diese Untersuchung ist hilfreich, um Nervenschäden zu erkennen und die Funktion des Schließmuskels zu bewerten.

Proktoskopie und Rektoskopie

Die Proktoskopie und Rektoskopie sind Verfahren, bei denen ein Rohr mit einer Kamera (Endoskop) in den Enddarm eingeführt wird, um eine visuelle Untersuchung durchzuführen. Somit können Veränderungen im Enddarm erkannt werden, die eventuell zu Stuhlinkontinenz führen können.

Behandlung

Non-invasiv

Ernährungsumstellung

Eine Umstellung der Ernährung kann dazu beitragen, die Symptome der Stuhlinkontinenz zu lindern. Die Einnahme von ballaststoffreicher Nahrung in erhöhtem Maße kann helfen, die Verdauung zu regulieren und die Stuhlkonsistenz zu verbessern. Darüber hinaus kann die Vermeidung von alkoholischen und koffeinhaltigen Getränken sowie von fettigen oder stark gewürzten Lebensmitteln auch hilfreich sein.

Beckenbodenübungen

Beckenbodenübungen, auch Kegel-Übungen genannt, können dazu beitragen, die Muskeln des Beckenbodens zu stärken und die Kontrolle über den Darm zu verbessern. Diese Übungen beinhalten das Anspannen und Entspannen der Muskeln im Bereich des Beckenbodens, um eine verbesserte Kontrolle über den Stuhlgang zu ermöglichen. Wir werden das Thema der Physiotherapie bei Stuhlinkontinenz in einem späteren Absatz mit dem Titel „Physiotherapie“ noch erweitert beleuchten.

Medikamente

Es gibt verschiedene Medikamente, die im Zuge der Behandlung von Stuhlinkontinenz verschrieben werden können. Antidiarrhoika können helfen, Durchfall zu vermeiden oder zu verringern, während Abführmittel bei Verstopfung helfen können und somit ein Überlaufen des Darms vermeiden. Darüber hinaus gibt es Medikamente, die speziell zur Behandlung von akuter Stuhlinkontinenz entwickelt wurden, wie zum Beispiel Lubiproston.

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Physiotherapie

Physiotherapie bietet eine effektive, nicht-invasive Behandlung bei Stuhlinkontinenz, indem sie den Beckenboden stärkt. Spezialisierte Physiotherapeut:innen entwickeln individuelle Trainingspläne mit Übungen wie Kegel-Übungen, die die Muskelkontrolle verbessern. Regelmäßiges Training ist entscheidend, um langfristige Verbesserungen zu erzielen.

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Invasiv

Sakrale Nervenstimulation

Die erste invasive Behandlungsmethode bei Stuhlinkontinenz, die wir besprechen wollen ist die sakrale Nervenstimulation (SNS). Bei dieser Maßnahme wird ein kleines Gerät bei den Patient:innen implantiert, das elektrische Impulse an die sakralen Nerven im Becken sendet. Diese Nerven sind für die Kontrolle des Darmtrakts verantwortlich und eine regelmäßige Stimulation kann helfen, die Muskeln des Beckenbodens und des Schließmuskels zu aktivieren, um die Kontrolle über den Stuhlgang zu verbessern.

Reparatur des Schließmuskels

Eine weitere invasive Behandlungsmethode ist die operative Reparatur des Schließmuskels, die bei Verletzungen oder Schädigungen in diesem Bereich angewandt wird. Hierbei wird der defekte oder geschwächte Schließmuskel operativ repariert oder durch eine Schließmuskeltransplantation ersetzt. So ein Eingriff kann dabei helfen, die Kontrolle über den Stuhlgang wiederherzustellen.

Darm- oder Enddarmresektion

Eine Darm- oder Enddarmresektion ist eine chirurgischer Maßnahme, bei der ein Teil des Darms oder des Enddarms entfernt wird. Die Notwendigkeit für diese Methode besteht meist bei bestimmten Erkrankungen wie Dickdarmkrebs oder Colitis ulcerosa, die unter anderem zu Stuhlinkontinenz führen können. Das Ziel ist hier ebenfalls eine Wiederherstellung der Kontrollfunktion über den Ausscheidungstrakt.

Schlussfolgerung

Stuhlinkontinenz, beeinflusst durch Faktoren wie neurologische Erkrankungen, Muskelschwächen, hormonelle Veränderungen, psychische Einflüsse und Medikamente, kann das Leben erheblich beeinträchtigen. Eine präzise Diagnose und geeignete Behandlung sind entscheidend, um Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Behandlungsmethoden reichen von nicht-invasiven Ansätzen wie Ernährungs- und Lebensstiländerungen, Beckenbodenübungen, Biofeedback und Elektrostimulation bis hin zu invasiven Optionen wie Sakralnervenstimulation und chirurgischen Eingriffen.

Offene Gespräche mit medizinischem Fachpersonal sind wichtig für die Wahl der richtigen Behandlung. Unterstützung von Fachpersonal sowie von Familien und Freunden kann ebenfalls nützlich sein. Mit den richtigen Behandlungsansätzen besteht Hoffnung auf eine verbesserte Lebensqualität.