Prostatakrebs ist eine Erkrankung, die sich auf Männer beschränkt und als vorherrschende Krebsart unter männlichen Patienten in Österreich gilt, mit jährlich etwa 5.000 neuen Fällen. Obwohl die Mehrheit dieser Fälle bei Männern über 60 auftritt, wird ein Anstieg auch bei jüngeren Männern beobachtet. Prostatakrebs erfordert besondere Aufmerksamkeit in der Vorsorge und Behandlung.
Die Prostata, eine walnussgroße Drüse und Teil des männlichen Fortpflanzungssystems, liegt direkt unter der Harnblase. Sie ist verantwortlich für die Produktion von Flüssigkeiten, die Spermien während der Ejakulation transportieren und nähren. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, weshalb Früherkennung lebensrettend sein kann und die Behandlungsmöglichkeiten sowie die Lebensqualität nach der Diagnose erheblich verbessert. Dieser Artikel soll das Bewusstsein schärfen und nötige Informationen bereitstellen, um fundierte Entscheidungen im Umgang mit dieser Krankheit zu treffen.
vgl. Gesundheit. GV.AT. (n.D.) Prostatakrebs: Früherkennung. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/krebs/hoden-prostatakrebs/prostata-frueherkennung.html (Abgerufen: 02.11.2023)
Ursachen und Risikofaktoren
Alter
Das Lebensalter spielt die größte Rolle bei der Entstehung von Prostatakrebs. Obwohl Männer unter 45 Jahren selten betroffen sind, nimmt die Zahl der Neuerkrankungen ab diesem Alter stetig zu. Besonders ab 60 Jahren steigt die Erkrankungsrate stark an und erreicht einen Höhepunkt in der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen. Danach nimmt die Rate wieder ab. In den letzten Jahren gab es jedoch mehr Diagnosen bei jüngeren Männern und weniger bei älteren, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass Männer sich heutzutage früher untersuchen lassen.
Genetische Faktoren
Familien, in denen Prostatakrebs häufig auftritt, unterstützen die Theorie genetischer Einflüsse. Ein familiärer Prostatakrebs wird angenommen, wenn zwei nahe Verwandte (Vater, Bruder, Sohn) oder mehrere entfernte Verwandte betroffen sind. Es gibt sogar Fälle, in denen Prostatakrebs als erblich gilt – wenn beispielsweise drei direkte Familienmitglieder oder mehrere Generationen betroffen sind, insbesondere wenn die Erkrankung in jüngerem Alter auftritt.

Lebensstil und Ernährung
Es gibt wissenschaftliche Belege dafür, dass Übergewicht und Fettleibigkeit das Risiko für Prostatakrebs erhöhen. Ebenso scheint häufiger Konsum von rotem Fleisch das Krankheitsrisiko negativ zu beeinflussen. Auch Rauchen und Alkoholgenuss könnten das Risiko steigern, selbst wenn die Forschungsergebnisse in diesem Bereich nicht ganz eindeutig sind. Dies trifft auch auf den Verzehr von Milchprodukten und anderen kalziumreichen Lebensmitteln zu. Darüber hinaus kann mangelnde körperliche Aktivität die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von Prostatakrebs erhöhen.
Symptome
Prostatakrebs tritt anfangs häufig ohne auffällige Symptome ein, weshalb eine Diagnose oft erst unerwartet im Rahmen einer routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung gestellt wird. Bestimmte Beschwerden wie Schmerzen beim Wasserlassen, Schwierigkeiten bei der Harnentleerung, Unterbrechungen des Harnstrahls, Schmerzen bei der Ejakulation, verminderte Samenergüsse, Erektionsprobleme, Schmerzen im Beckenbereich, Blut im Urin oder Sperma und Probleme beim Stuhlgang können jedoch auf Prostatakrebs hinweisen. Diese Symptome können auch bei einer gutartigen Prostatavergrößerung auftreten, daher ist eine ärztliche Abklärung stets empfehlenswert. Die frühzeitige Erkennung von Prostataerkrankungen kann die Chancen einer erfolgreichen Behandlung wesentlich verbessern.
Diagnose
Anamnese
Zunächst wird der Arzt oder die Ärztin nach Symptomen fragen, die auf Prostata-Probleme hindeuten, wie Schwierigkeiten beim Urinieren oder Schmerzen im Prostatabereich. Es wird auch nach familiär erhöhtem Risiko für Prostatakrebs erkundigt, besonders wenn Vater oder Bruder betroffen sind. Weitere Warnzeichen wie Blut im Urin oder Stuhl, Verdauungsprobleme, Erektionsstörungen sowie Fieber und Nachtschweiß werden ebenfalls abgefragt.

Digital-rektale Untersuchung
Bei der digitalen rektalen Untersuchung führt der Arzt oder die Ärztin einen Finger in den Enddarm ein, um die Prostata auf mögliche Vergrößerungen, Verhärtungen oder andere Auffälligkeiten zu überprüfen. Diese Untersuchung ist ein regulärer Bestandteil der Früherkennung von Prostataerkrankungen und wird üblicherweise ab dem 45. Lebensjahr von den Krankenkassen in Österreich als Vorsorgeleistung anerkannt.
Ermittlung des PSA-Wertes
Durch eine Blutuntersuchung misst der Arzt oder die Ärztin den Wert des PSA, eines Proteins, das nur in der Prostata produziert wird. Normalerweise steigt der PSA-Wert im Laufe des Lebens auch ohne eine Erkrankung leicht an. Sind die Werte jedoch stark erhöht, könnte dies auf Prostataerkrankungen wie eine Entzündung oder Krebs hinweisen, da Krebszellen deutlich mehr PSA produzieren können.
Bildgebende Verfahren
Ist einer der oben angeführten Tests auffällig, können bildgebende Verfahren wie Ultraschall (Transrektaler Ultraschall – TRUS) oder MRT (Magnetresonanztomographie) eingesetzt werden, um die Prostata und das umgebende Gewebe detailliert darzustellen.
Biopsie
Eine Prostatabiopsie ist notwendig, um zuverlässig feststellen zu können, ob Prostatakrebs vorliegt. Bei diesem Standardverfahren, der sogenannten Stanzbiopsie, entnimmt der Arzt oder die Ärztin mit einer dünnen Nadel über den Enddarm Proben aus verschiedenen Bereichen der Prostata. Dies dient dazu, auch sehr kleine Tumore zu identifizieren, die nur einen kleinen Teil der Prostata ausmachen könnten.
Behandlung
Aktive Überwachung und Wartezeit
Die aktive Überwachung ist eine Strategie für Männer mit langsam wachsendem Prostatakrebs im frühen Stadium, gekennzeichnet durch einen PSA-Wert bis 10 ng/ml und einen Gleason-Score von 6 oder weniger, besonders bei älteren Patienten. Statt sofortiger Behandlung wird der Krebs regelmäßig kontrolliert, zunächst alle drei Monate und später halbjährlich. Eine Behandlung wird nur erwogen, wenn sich Anzeichen für ein Fortschreiten zeigen.
Operative Verfahren
- Radikale Prostatektomie: Entfernung der Prostata und der umliegenden Gewebe, einschließlich der Samenbläschen.
- Nerverhaltende Operation: Versuch, die Nerven zu schonen, die für die Erektion verantwortlich sind.
- Minimal-invasive Chirurgie: Dazu zählen laparoskopische Operationen und die roboterassistierte Chirurgie, die weniger invasive Methoden darstellen und oft mit einer schnelleren Erholungszeit verbunden sind.
Strahlentherapie
Die Bestrahlung ist eine erfolgreiche Methode zur Behandlung von Prostatakrebs, besonders vorteilhaft für ältere Patienten oder solche mit Vorerkrankungen, bei denen eine Operation zu risikoreich wäre, oft wegen Herz-Kreislauf-Problemen. Strahlentherapie wird auch bei fortgeschrittenem Krebs (hoher Gleason-Score) oder in Kombination mit einer Hormontherapie eingesetzt. Es gibt zwei Hauptarten der Strahlentherapie:
- Externe Strahlentherapie: Bestrahlung der Prostata von außen.
- Brachytherapie: Platzierung radioaktiver Quellen direkt in die Prostata.
Hormontherapie
Unterdrückt die Produktion oder blockiert die Wirkung von männlichen Geschlechtshormonen, die das Tumorwachstum fördern können.
Chemotherapie
Chemotherapie wird eingesetzt, um Krebszellen im gesamten Körper zu bekämpfen und ist besonders bei fortgeschrittenem Prostatakrebs mit Metastasen die bevorzugte Behandlung. Sie erfolgt durch Medikamente, sogenannte Zytostatika, die als Injektion oder Infusion verabreicht werden und das Wachstum sowie die Vermehrung der Krebszellen hemmen. Diese Medikamente können jedoch auch gesunde Zellen beeinflussen und Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Haarausfall verursachen.
Vorsorge
Ernährungsumstellung
In Gegenden, wo viel Soja gegessen wird, erkranken Menschen seltener an hormonabhängigen Krebsarten wie Prostatakrebs, was möglicherweise an den Isoflavonen in Sojaprodukten liegt. Auch Lycopin, der rote Farbstoff in Tomaten, Wassermelonen und Erdbeeren, sowie eine Diät, reich an Fisch oder Olivenöl, könnten das Krebsrisiko senken, obwohl die Forschungsergebnisse hierzu unklar sind. Kreuzblütler wie Kohl, Radieschen und Senf könnten ebenfalls das Risiko verringern, da sie Senföle enthalten, die die Zellteilung von Tumorzellen verlangsamen können.

Körperliche Aktivität
Regelmäßige Bewegung und Sport können das Risiko für Krebs signifikant reduzieren, das ist durch Forschung klar belegt. Männern, die in ihrem Beruf körperlich eher inaktiv sind, wird empfohlen, sich vier bis fünf Tage in der Woche für 45 bis 60 Minuten zu bewegen. Dabei kann es sich um moderate Aktivitäten wie Golf, Gartenarbeit oder Radfahren handeln oder auch um intensivere Sportarten wie Fußball oder Schwimmen.

Medizinische Vorsorge
Eine frühzeitige Diagnose verbessert die Heilungschancen bei Prostatakrebs. Daher ist es wichtig, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durchzuführen, statt nur auf Symptome zu warten. Die Prävention von Prostatakrebs kombiniert bewusste Lebensstilentscheidungen mit aufgeklärter Vorsorge. Durch Minimierung von Risikofaktoren und regelmäßige Gesundheitschecks können Männer die Wahrscheinlichkeit, Prostatakrebs zu vermeiden oder frühzeitig zu erkennen, erhöhen.
Schlussfolgerung
Prostatakrebs ist diagnostisch und therapeutisch herausfordernd. Frühzeitige Erkennung ist entscheidend für den Behandlungserfolg, wobei die Therapieoptionen je nach Stadium und individueller Situation des Patienten variieren. Nach der Behandlung ist konsequente Nachsorge wichtig, um den Gesundheitszustand zu überwachen und das Risiko eines Rückfalls zu minimieren. Trotz der Herausforderungen können betroffene Männer mit angemessener Unterstützung ein qualitatives Leben führen. Es ist wichtig, dass Patienten ihre Ressourcen nutzen und sich aktiv für ihre Gesundheit einsetzen.