
Anil Ö.
1. Seit wann arbeitest du in der Pflege?
Ich arbeite seit 2010 in der Pflege. Mein Diplom habe ich 2009 gemacht und direkt danach an der Klinik in St. Pölten begonnen. In den letzten 15 Jahren habe ich viele Erfahrungen gesammelt, aber meine Spezialisierung liegt jedoch ganz klar in der Notfallmedizin. Seit mittlerweile 11 Jahren arbeite ich in einer internistischen Notfallambulanz, also nicht im unfallchirurgischen Bereich mit Knochenbrüchen, sondern mit internistischen Akutfällen: Reanimationen, Intubationen, starke Schmerzen, akuter Blutdruckabfall – Situationen, in denen man schnell reagieren muss.
Klar, das ist intensiv. Aber wenn man eine Fachrichtung findet, in der man sich wirklich wohlfühlt, ist das unglaublich wertvoll.
2. Wie bist du zum Pflegeberuf gekommen?
Ehrlich gesagt hatte ich keine ganz klare Motivation, Pfleger zu werden – also nicht diesen einen Moment, wo ich wusste: Das ist es jetzt. Aber ich glaube, unbewusst war es doch mein Bruder, der da etwas in mir angestoßen hat.
Er hatte einen schweren Unfall, da waren wir beide etwa zehn Jahre alt. Er lag damals auf der Intensivstation und ich habe ihn fast täglich besucht – auf der Kinderstation, im Spital, hin und her. Ich glaube, dieses Umfeld, dieses Dabeisein hat mich damals irgendwie geprägt, auch wenn ich das erst später realisiert habe.
Als ich dann mit 15, 16 entscheiden musste, ob ich weiter Schule mache oder einen anderen Weg gehe, habe ich mich einfach für die Pflegeschule beworben. Und ich wurde genommen.
2006 habe ich angefangen, 2009 diplomiert – und ab dann war ich einfach in diesem Beruf drin. Es war nicht von Anfang an ein ‚Traumberuf‘, aber es ist etwas, das mir liegt und das ich inzwischen mit Überzeugung mache.
3. Wieso hast du dich dazu entschieden komplett freiberuflich zu arbeiten?
Ich habe mich für die Freiberuflichkeit entschieden, weil sie einfach zu meinem Leben passt. Ich bin noch jung, aktiv, körperlich fit und gleichzeitig Papa von zwei Kindern. Da ist Flexibilität Gold wert. Natürlich spielt auch die finanzielle Seite eine Rolle, das ist klar, aber es ist nicht der einzige Grund.
Was mir an der Freiberuflichkeit wirklich gefällt, ist die Abwechslung: neue Orte, neue Menschen, neue Herausforderungen. Kein Tag ist wie der andere und das macht den Beruf für mich spannend.
Auf HeldYn bin ich damals online gestoßen. Ich habe Sabine angeschrieben, wir hatten ein richtig gutes Gespräch via Teams – das ist jetzt schon zwei oder drei Jahre her. Seitdem bin ich immer wieder mit HeldYn im Einsatz und ich schätze es sehr, wie unkompliziert und wertschätzend die Zusammenarbeit ist.
4. Was macht dir an deiner Arbeit am meisten Freude? Woran erinnerst du dich gerne?
Am meisten Freude macht mir, wenn ich spüre, dass ich nicht nur körperlich helfen kann, sondern auch emotional etwas auslöse, z. B. mit Humor. Wenn ich mit Patient:innen lache und sie mitlachen, kommt oft so ehrliches, positives Feedback wie: ‚Du bist so ein lieber Mensch, bleib genauso!‘ oder ‚Ich habe mich bei dir sofort wohlgefühlt.‘ – das berührt mich.
Ich erinnere mich auch gerne an Situationen, in denen ich jemandem wirklich helfen konnte – z. B. starke Schmerzen lindern oder einfach da sein, wenn Sorgen oder Ängste im Raum stehen. Manchmal reicht ein Gespräch, ein Lächeln oder einfach zuhören, und der Mensch fühlt sich ein bisschen freier.
Ich finde, Humor ist oft unterschätzt, gerade in der Pflege. Er kann so viel Leichtigkeit bringen, Vertrauen schaffen und sogar zur Genesung beitragen.
5. Worauf legst du besonders Wert in deiner alltäglichen Arbeit und außerhalb davon?
In meiner täglichen Arbeit lege ich besonders viel Wert auf Humor, das ist für mich eine Haltung. Pflege ist oft schwer genug, da hilft ein ehrliches Lachen manchmal mehr als jedes Medikament.
Genauso wichtig ist mir Toleranz – jeder Mensch ist anders, jede Lebenssituation ist individuell, und das muss ich als Pflegekraft nicht nur aushalten, sondern aktiv respektieren.
Und zuletzt: Kollegialität. Ein gutes Team trägt dich durch anstrengende Dienste. Gerade wenn es mal stressig wird, ist es von Bedeutung, wenn man sich aufeinander verlassen kann.
6. Was bringt dir Entlastung von deinem Pflegealltag? Was machst du in deiner Freizeit?
Früher habe ich leidenschaftlich gerne Fußball gespielt – das war mein Ausgleich zum Pflegealltag. Leider wurde ich im Februar am Knie operiert. Seitdem geht es mit dem Fußballspielen natürlich nicht mehr so wie früher.
Aber ich genieße es trotzdem, Zeit mit meiner Familie zu verbringen – mit meiner Frau und den Kindern unterwegs zu sein, gemeinsam zu lachen, was zu unternehmen. Auch ein Kaffee mit Freund:innen tut gut, einfach rauskommen und durchatmen.
Natürlich gibt es Tage, da fällt es schwer, den Kopf wirklich frei zu kriegen. Das kennt, glaube ich, jede:r in der Pflege. Aber ich habe gelernt, mir diese kleinen Pausen zu nehmen. Und zum Glück habe ich es bisher immer geschafft, mich irgendwann wieder zu erholen und neu zu fokussieren.